Impfung gegen Alzheimer – Steht die Pharmaindustrie vor dem Durchbruch?
Bisherige Studien machen Betroffenen wenig Mut
Weltweit leiden knapp 25 Millionen Menschen an Demenz. Angesichts der steigenden Lebenserwartung, dürften zukünftig deutlich mehr Personen unter dem allmählichen Abbau des Gedächtnisses leiden.
Quelle: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
Das bedeutet für Betroffene und Angehörige ein intensives Auseinandersetzen mit der durch die Folgen der Krankheit beeinflussten Zukunft. Pflegedienstleister wie Seniorplace informieren rund um das Thema Demenz und Unterstützungs- bzw. Wohnformen. Somit stehen Betroffene und Angehörige zumindest nicht allein mit der Diagnose da. Bereits seit Jahren forschen Wissenschaftler intensiv an neuen Medikamenten, die das Absterben der Gehirnzellen verhindern sollen. Zuletzt wurden auch diverse Impfstoffe getestet. Doch schlagen die neuartige Behandlungskonzepte auch wirklich an? Bislang mussten die Wissenschaftler an dieser Front zahlreiche Rückschläge hinnehmen. Frustrierend verliefen etwa zwei Studien der Firma Pfizer zur passiven Impfung im Sommer 2012. Der damalige Wirkstoff Bapineuzumab brachte nicht den gewünschten Erfolg. Stattdessen erkrankten 18 der fast 400 Probanden an einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute.
Wie Alzheimer aufgehalten werden soll
Die Forschungsarbeiten zielen darauf ab, das Protein Amyloid zu eliminieren. Denn dieses sammelt sich in den Zwischenräumen des Gehirns an und führt letztendlich zu den bekannten Demenz-Symptomen. Konkret besteht die Hoffnung der Wissenschaftler darin, die körpereigenen Immunzellen mittels eines geeigneten Impfstoffs auf die Amloyd-Plaques aufmerksam zu machen und diese dazu zu bringen, das Protein aus den Zwischenräumen zu beseitigen. Wird frühzeitig damit begonnen, könnte laut einigen Ärzten das Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden. Zwei aktuelle Studien zeigen, dass dies womöglich nicht nur pure Utopie ist.
Auf welche Studien die Hoffnungen derzeit beruhen
An der Harvard Medical School in Boston konzentrieren sich Reisa Sperling und Kollegen auf drei klinische Ansätze zur medikamentösen Demenz-Prävention. Im Rahmen der sogenannten A4-Studie (Anti-Amyloid Treatment in Asymptomatic Alzheimer’s Disease) dienen 1.000 Personen im Alter zwischen 65 und 85 Jahren als Probanden. Hierfür sollen gesunde Menschen gewonnen werden, bei denen sich jedoch schon ein überdurchschnittliches Alzheimer-Risiko andeutet. Große Erwartungen beruhen hierbei auf das Präparat Solanezumab, dass an 500 der Probanden getestet werden soll. Um etwaige Behandlungserfolge feststellen zu können, erhält die andere Hälfte der Teilnehmer ein Placebo. Nicht wenige Forscher stehen der Studie jedoch skeptisch gegenüber, zumal Solanezumab bereits früher in klinischen Studien zum Einsatz kam und dabei enttäuschte. Das Mittel schien höchstens im Frühstadium etwas zu nutzen. In gut drei Jahren wird sich zeigen, ob die Studie der Harvard Medical School erfolgreich verlaufen ist. Dies ist nur dann der Fall, wenn die Krankheit in der Medikamentengruppe um nicht weniger als 30% langsamer voranschreitet, als in der Gruppe mit dem Scheinmedikament.
Andere Studien beschäftigen sich mit der passiven Immunisierung. Dabei sollen Betroffenen Antikörper gespritzt werden, die im Idealfall den Abbau der Plaques begünstigen. Derzeit befinden sich drei Therapien in der letzten Phase der klinischen Prüfung. In den kommenden Jahren könnten die passiven Impfstoffe eine Zulassung zur routinemäßigen Patientenbehandlung erfahren. Die Studienverantwortlichen sind sich hierbei sicher, dass es zumindest ein Antikörper schaffen wird.
Fazit
In den letzten Jahren mussten zum Nachsehen der Demenz-Patienten zahlreiche Studien ohne nennenswerten Erfolg abgebrochen werden. Allerdings geben neueste Entwicklungen Grund zur Hoffnung. So sollen in den nächsten drei Jahren mehrere 100 Millionen Dollar in die Alzheimer-Forschung fließen. Ferner werden zurzeit zahlreiche weitere Impfstoffe an Menschen erprobt, während viele andere die vorklinische Phase durchlaufen. Auch wenn viele Fragen ungeklärt bleiben, ist die Forschung dem Thema Demenz längst nicht mehr so negativ gestimmt, wie noch vor wenigen Jahren.