Psychische Hintergründe von Bruxismus und Therapiemöglichkeiten
Vor allem im Kindesalter tritt Bruxismus häufig auf. Die Häufigkeit von Bruxismus (Prävalenz) liegt hierbei zwischen 6 und 25%. Dagegen nimmt die Häufigkeit von Neuerkrankungen (Inzidenz) mit zunehmendem Lebensalter ab. 17 bis 20% der Patienten mit Bruxismus leiden an einer schmerzhaften Fehlregulation des Kauapparates (craniomandibulären Dysfunktion). Diese wird durch ein gestörtes Zusammenspiel diverser Gelenke, Sehnen und Muskeln ausgelöst. Etwa 5 bis 10% der Bevölkerung leidet hierunter.
Im Zusammenhang mit Bruxismus können neben dem Knirschen und Aufeinanderpressen der Zähne folgende Symptome auftreten:
- morgendliche Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Schwindel
- Tinnitus
- Nackenschmerzen
- Verspannungen
- Atrophie der Gingiva
- Essstörungen
- Zungen- und Wangenbeißen
- Schlafstörungen
- Mahlbewegungen und Abnutzung der Zähne
- nächtliche Aktivität mit mehr als 6 Kaumuskelaktivierungen pro Schlafphase
- Schmerzen der Kiefermuskulatur
Die hierbei vorherrschenden Belastungen sind enorm. Denn bei besonders stark ausgeprägtem Bruxismus knirschen oder pressen die Betroffenen bis zu 45 Minuten am Stück mit einer vielfach stärkeren Kraft – nicht selten mehrere hundert Kilogramm – als dies beim gewöhnlichen Kauen vonnöten ist. Auf diese Weise können über einen längeren Zeitraum Zahnhartsubstanz, Zahnhalteapparat, Kiefergelenke sowie die Zähne selbst überbelastet und geschädigt werden. Im Extremfall kommt es zu Zahnfrakturen, Zahnausfall, Taschenbildungen am Zahnfleisch sowie Verletzungen an Zunge und Lippen.
Bruxismus bei Kindern und Therapiemöglichkeiten
Vor allem emotionale und seelische Stressoren wie auch Komorbiditäten mit psychischen Erkrankungen (affektive Störungen, Angststörungen) sind dafür verantwortlich, dass 30 bis 40% aller Kinder im Schlaf Symptome von Bruxismus zeigen. Somit sind Stress und Bruxismus eng miteinander verbunden. Die Sorgen des Nachwuchses wandern nachts sozusagen vom Kopf in den Kiefer.
In vielen Fällen lässt sich dem Bruxismus mittels Einschleifen der Zähne, einer Schienentherapie oder physiotherapeutischen Übungen beikommen. Bei etwa 75% der Kleinkinder führt die nächtliche Anwendung einer individualisierten Knirscherschiene schon nach wenigen Wochen zu einer völligen Einstellung des Zähneknirschens. Liegt dem Zähneknirschen jedoch eine psychische Ursache zugrunde, gestaltet sich eine Behandlung deutlich schwieriger.
Sofern das Kind an einer dauerhaften Stresssituation leidet und auf die Umwelt extrem scheu und ängstlich wirkt, kann eine Psychotherapie ratsam sein. Denn eine Aufbissschiene würde in diesem Fall lediglich der Zahnsubstanz helfen, nicht jedoch der Psyche. Nicht selten sind es schon Kleinigkeiten, die dem Kind zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit verhelfen. Bevor psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen wird, sollte dem Kind mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ein voller Terminplan und zu wenig Freizeit können das Kind schnell überfordern und dazu beitragen, dass sich die Heranwachsenden zunehmend gestresst fühlen. Es gilt somit, dem Kind hin und wieder auch Entspannungsphasen zu gönnen.
Der richtige Umgang mit Stress ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung und sollte möglichst früh erlernt werden. Zur Stressbewältigung sind Entspannungstechniken wie Yoga, Tai Chi, progressive Muskelentspannung nach Jacobson sowie Autogenes Training geeignet. Diese helfen dabei, den alltäglichen Belastungen gelassener zu begegnen und schließlich weniger mit den Zähnen zu knirschen.